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AutorenbildManuel Klinnert

Führungsprozess (Teil 5): Befehle strukturieren – mit Auftrag führen

Aktualisiert: 13. Apr. 2020

Habt Ihr manchmal das Gefühl, bei der Befehlsausgabe nicht selbstsicher genug aufzutreten oder fürchtet, etwas zu vergessen? Schemata haben den hilfreichen Nebeneffekt, diesen Problemen vorzubeugen. Die eigentliche Bereicherung liegt jedoch woanders: wenn Ihr Euch an den hier vorgestellten Befehlsformen orientiert, werdet Ihr erfolgreich mit Auftragstaktik führen und Einsatzlagen flexibler bewältigen können.

 

Einleitung

Befehlstaktik und Auftragstaktik. Eine Unterscheidung, die in der Praxis häufig verschwimmt. Diese Unterscheidung zu verstehen und im Einsatz anzuwenden kann jedoch ein wichtiges Werkzeug sein, den Verlauf und Erfolg eines Einsatzes zu beeinflussen. Offensichtlich haben beide Varianten Vor- und Nachteile. In der Befehlstaktik kann ich bis ins Detail das Handeln der BefehlsempfängerInnen steuern, gebe kaum Raum für falsche Einschätzungen, habe alles unter Kontrolle. Die Auftragstaktik ist die motivierendere Alternative und lässt der nachgeordneten Führung oder Mannschaft Handlungsspielraum sowie die Möglichkeit, auf Lageänderungen schnell zu reagieren. Natürlich schweben dabei immer gewisse Sorgen mit. Sind meine Einsatzkräfte gut genug ausgebildet, um die Aufgaben selbstständig zu lösen? Kann ich das Vorgehen regelmäßig kontrollieren? Wissen/Können die Kräfte überhaupt genug, um eigenständig zu agieren? Dann doch lieber auf Nummer sicher gehen und detaillierte Anweisungen geben. Geht ja auch viel schneller. Wenn Ihr mich fragt, ein häufiger Fehler. Ich glaube, die meisten Probleme, die diese Sorgen auslösen, rühren von einer unsachgemäßen Umsetzung der Auftragstaktik. Und natürlich: oft kann ein mangelnder Ausbildungsstand dazu beitragen, dass die Auftragstaktik nicht den gewünschten Effekt erzielt. Wer Aufträge jedoch immer – egal ob Übung oder Einsatz – bis ins kleinste Detail ausformuliert und keinerlei Spielraum für selbstständiges Problemlösen lässt, wird den erforderlichen Ausbildungsstand auch nie erreichen. Weder den der Mannschaft noch den eigenen, der nötig wäre, um Befehle zu geben, die allen Kräften die nötigen Ressourcen für eine kreative und lageangepasste Einsatzbewältigung zur Verfügung stellen.

Die folgenden Passagen sollen Euch den Blick für ein weiteres Feld der Befehlsgebung öffnen. Sie sollen Euch ermutigen, die ein oder andere Verhaltensweise neu zu bewerten und vielleicht auch der eigenen Mannschaft einen Vertrauensvorsprung zu gewähren. Vor allem bei Übungen haben wir zum Glück die Möglichkeit, dies ohne große Bedenken zu tun.


Der Befehl

Die verschiedenen Dienstvorschriften zur Führung im Einsatz arbeiten mit einem ähnlichen Zeichenvorrat, was diesen Beitrag recht universell macht. Zunächst werden zwei Schemata des Befehls dargestellt, nämlich Einheit – Auftrag – Ziel – Mittel – Weg und „zur Führung über längere Zeiträume […]“ Lage – Auftrag – Durchführung – Versorgung – Führung und Kommunikation (SKK, 2000, S. 38). Da kommen mir direkt Einwände. Für mich stellt es einen Widerspruch dar, einerseits die Anwendung der Auftragstaktik zu betonen und andererseits das Ansprechen von Lage, Auftrag und eigener Absicht nur auf Einsätze über einen längeren Zeitraum zu beschränken. Das sind nämlich wesentliche Faktoren für das Gelingen der Auftragstaktik. Was mich auch direkt zu meiner Hauptkritik an der Befehlstaktik führt: in den meisten Fällen, in denen sie der Auftragstaktik als überlegen eingeschätzt wird, liegt das an einer unzweckmäßigen Anwendung der Auftragstaktik. Beim korrekten Führen mit Auftrag entlaste ich mich als Führungskraft, gebe den Einsatzkräften die Möglichkeit, schnell auf Lageentwicklungen zu reagieren und lasse ihnen genug Raum, die bestmögliche Handlungsmöglichkeit auszuwählen. Nachteile, wie Unterschiede im Lagebild und fehlendes Vertrauen in die Fähigkeiten der Einsatzkräfte (egal ob berechtigt oder unberechtigt) kann ich mit Auflagen und engmaschiger Kontrolle kompensieren. Befehle nach Einheit – Auftrag – Ziel – Mittel – Weg sind ideal für das Feuerwehr-Leistungsabzeichen. Nicht aber für hochdynamische Einsatzlagen, bei denen keine je der anderen gleicht.


Zwischenfazit: es ist wann immer möglich das Schema für Einsätze über längere Zeiträume (Lage, Auftrag, Durchführung, usw) anzuwenden und an aktuelle Lage, Führungsebene sowie Empfänger anzupassen. Wie diese Anpassung aussehen kann, erfahrt Ihr, wenn Ihr jetzt weiterlest.


Schemata begegnen Euch auf diesem Blog an allen Ecken und Enden. Sie sind meiner Meinung nach ein wichtiger Erfolgsfaktor für die gute Führungskraft. Sie bringen nämlich gleich mehrere Vorteile mit sich:


  • Sie helfen, wichtige Punkte nicht zu vergessen

  • Sie bringen Struktur in das Führungsverhalten und man wird als Führungskraft berechenbar

  • Sie helfen, einen souveränen und professionellen Eindruck zu machen

  • Sie dienen als Hilfestellung, wenn ich einmal nicht direkt weiterweiß


Die Befehlsausgabe basiert im Wesentlichen auf Kommunikation. Ich muss meinem Gegenüber klar machen, was ich von ihr oder ihm will und im Idealfall auch warum. Hier kommt es also besonders auf die aufgelisteten Punkte an. Die Arten der Befehlsausgabe sind allerdings vielfältig und stellen unterschiedliche Ansprüche an Form und Inhalt. Diese werden zum Beispiel beeinflusst von Übermittlungsweg, Führungsebene des Senders, Art, Ebene und Anzahl der Empfänger, Zeitliche und materielle Ressourcen und vielen weiteren Faktoren. All diese Einflüsse lassen sich nicht mit einem Merkwort abdecken. Für diesen Beitrag habe ich Euch jedoch vier Schemata aufbereitet, die Ihr in den meisten Situationen anwenden und als Hilfestellung nutzen könnt. Ohnehin werden Euch dabei viele Parallelen zwischen den Schemata auffallen.


Vorbereitete Befehle nach L ADEF

Beginnen wir mit der Urform des Befehls. Diese habe ich in der Einführung zum Befehl bereits angesprochen. Hier sind sich auch alle Vorschriften einig: für den Einsatz über einen längeren Zeitraum wird folgende Gliederung vorgeschlagen. Ergänzt habe ich gleich eine kleine Abwandlung, zu der ich im Anschluss noch einige Takte verliere.

Grundsätzlich ist dieses Schema immer dann relevant, wenn die Befehlsausgabe vorbereitet wird. Das wird in aller Regel der Fall sein bei schriftlichen Einsatzbefehlen und bei vorbereiteten Befehlsausgaben an die Unterführer in langfristigeren Einsatzlagen. Bei schriftlichen Befehlen sollte sich immer an die in der Vorschrift geregelte Gliederung gehalten werden. Die Nummerierung habe ich selbst ergänzt, weil ich es gewohnt bin, dass jeder Gliederungspunkt dem spezifischen Inhalt zugeordnet ist. So würde im Punkt 3.a) immer die eigene Absicht stehen. Gibt es zu einzelnen Punkten keinen relevanten Inhalt, wird die Überschrift dennoch aufgeführt und der Inhalt bleibt leer.

Für den Fall einer Befehlsausgabe mit Vorlaufzeit nutze ich eine abgewandelte Variante. Für mich ist sie intuitiv und enthält dennoch alle Informationen, die ich brauche, wenn ich mich bereits im Einsatz befinde.


Lage: hier bietet sich die Einteilung an, die wir ohnehin bei jeder Lage treffen. Alle Punkte, die bei der spezifischeren Gliederung aus der Vorschrift genannt werden, können hier integriert und darüber hinaus ergänzt werden. Dies fordert lediglich die Fähigkeit, nicht zu weit auszuholen und irrelevante Informationen wegzulassen.


Auftrag: dem ist nichts hinzuzufügen. Ich sollte wissen, wie der Auftrag aussieht, den die befehlsgebende Stelle erhalten hat, um meine Rolle im übergeordneten Einsatzgefüge zu kennen.


Durchführung: Die eigene Absicht ist der Entschluss, den die befehlsgebende Stelle gefasst hat und ist immer mit anzusprechen. Nur so kann Auftragstaktik funktionieren. Einzelaufträge sind dann die Umsetzung des Entschlusses. Für mich fallen die Koordinierungsmaßnahmen, Zeitangaben und Schutzmaßnahmen mit darunter, weshalb ich sie nicht extra aufführe.


Einsatzunterstützung: hier habe ich lediglich die Bezeichnung geändert, damit es ein schönes Merkwort wird.


Führung und Kommunikationswesen: keine Ergänzungen.


Hier muss sich jede Führungskraft selbst mit dem Thema auseinandersetzen und ausprobieren, wie sie am besten arbeiten kann. Da dieses Schema für vorbereitete Befehlsausgaben am besten geeignet ist, bietet es sich an, sich eine Vorlage als Hilfestellung anzulegen. Ich habe dazu ein laminiertes A4-Blatt, auf dem vorne Platz für die Eintragung der einzelnen Punkte ist und hinten eine Hilfestellung für die entsprechenden Inhalte. Wer sich die Arbeit sparen möchte und sich mit meinem Schema anfreunden kann, kann die Vorlage hier als PDF herunterladen.

Eine Sonderform dieses Schemas ist übrigens der Marschbefehl. In den Dienstvorschriften findet sich im Anhang ein Muster, wie ein solcher im Speziellen zu gliedern ist.


Der Einsatzbefehl nach SchNEEE

Die erste Abwandlung zum ursprünglichen Befehlsschema nenne ich persönlich den Einsatzbefehl und ich gliedere ihn nach dem Merkwort SchNEEE. Das kommt so nirgends in der Literatur vor, ich halte es aber für eine gute Hilfestellung.

Wann sollte der Einsatzbefehl ausgegeben werden? Im Grunde ist diese Form die Alternative zur Befehlsausgabe nach L-A-D-E-F, wenn ich mich bereits in der Einsatzlage befinde, keine Zeit zur Vorbereitung habe und die Informationen schnell an den Mann und die Frau bringen möchte. Diese Form ist kürzer und auf weniger, aber wesentliche Informationen reduziert. Somit eignet sie sich mit etwas Übung auch für die Befehlsausgabe über Funk. Zum Beispiel kann der Einsatzleiter die nachrückenden Einheiten bereits auf der Anfahrt einweisen und Zeit durch das Erteilen erster Arbeitsaufträge einsparen. Gehen wir die einzelnen Punkte durch:


Schadenlage: zuerst wird immer der Grund der Alarmierung, die Schadenlage, das Schadenereignis genannt. Hier gilt es, den Inhalt auf das Wesentliche zu begrenzen. Die nachgeordnete Führung muss mit wenigen Worten verstehen, welcher Schaden/ welche Gefahr ihr gegenübersteht.


Nachbarn: damit wird der Punkt eigene Lage ersetzt und auf das aktuell Einsatzrelevante reduziert. Als Führungskraft kenne ich nicht nur meinen Verantwortungsbereich – also die eigene Führungsebene – sondern auch den Interessenbereich – die übergeordnete Führungsebene. Diese Information wird unter dem Punkt Nachbarn vermittelt. Für SEG-FührerInnen können das die weiteren anfahrenden Kräfte des (Wasser-)Rettungsdienstes sein, für den Einsatzleiter andere Hilfsorganisationen am Einsatz oder für den Truppführer, wie der Rest des Einsatzabschnittes besetzt ist. Wichtig für die zu Führenden: welche anderen Kräfte wirken sich im eigenen Handlungsraum aus und wo kann gegebenenfalls Unterstützung abgerufen oder angefordert werden.


Entschluss: Die Rolle im Gesamteinsatzgefüge sollte dann hier unmissverständlich geklärt werden. Die eigene Absicht, also der von der Führerin oder dem Führer gefasste Entschluss zur Auftragserfüllung. Das kann auf der Anfahrt dem vom Einsatzleiter erhaltenen Auftrag grundlegend ähneln. Je höher die Führungsebene ist, desto individueller wird dieser Punkt aussehen. Erhält ein Zugführer im Hochwasserschutz beispielsweise den Auftrag zum Evakuieren eines Gebietes oder zum Absichern von Deichverteidigungsmaßnahmen, ist der Entschluss und das Vermitteln dessen gegenüber dem Zug der wesentliche Schlüssel zur Auftragstaktik.


Einzelaufträge: Als Führungskraft sind uns aller Regel mehrere selbstständig arbeitende Komponenten unterstellt. Diese kennen zwar nun die Lage und meine Absicht, nun gilt es aber die zur Verfügung stehenden Ressourcen dementsprechend zu koordinieren. Mit den Einzelaufträgen erhält jede dieser Komponenten – sei es eine Einsatzkraft, ein Trupp oder ein ganzer Zug – ihren Auftrag. Dies kann als Einzelbefehl erfolgen, indem ich den Komponenten unterschiedliche Aufträge erteile, oder als Gesamtbefehl, wenn alle denselben Auftrag erhalten.


Eigener Standort: wir überspringen die Logistischen Stichpunkte. Diese sind in der Phase, in der ein Einsatzbefehl von Nöten ist, überflüssig. Auch Meldeköpfe, Befehlsstellen und in aller Regel die ohnehin bekannten Kommunikationswege sind hier nicht einsatzentscheidend. Was jedoch wichtig ist, ist der Standort der oder des Führenden. Gebt kurz aber eindeutig an, wo Ihr Euch befindet. Das bezieht sich entweder auf den aktuellen Standort – wenn der Befehl Beispielsweise über Funk erteilt wird – oder den Standort, der nach Abschluss der Befehlsausgabe eingenommen wird.

Zum Beispiel: „Ich befinde mich…


  • …auf der Anfahrt. Ankunft in eins-null Minuten“ (EL WR auf der Anfahrt zu den anrückenden Einheiten)

  • …bei der Erkundung an der Einsatzstelle“ (GruppenführerIn nach Ankunft am Einsatzort zur Mannschaft)

  • …bei der Lagebesprechung am Kater Landkreis 12/1“ (Zugführer im KatS-Einsatz zu den TruppführerInnen)

  • …auf dem WW A-Dorf 99/2“ (AbschnittsleiterIn Boot zu den BootsführerInnen in der Bootskette)

Sollte es dennoch notwendig sein, kann hier auch die Erreichbarkeit kurz angesprochen werden. Sei es eine Funkgruppe, das Handy oder ein Stellvertreter, der zu kontaktieren ist.


Das kurze „LAD“ für Trupp- und Gruppenführer

Je weiter wir die Führungsorganisation nach unten klettern, desto weniger Informationen werden im Endeffekt für die operative Ebene relevant und desto schneller muss eine Befehlsausgabe vonstattengehen. Für die Ebene der Trupp- und Gruppenführer nutze ich daher gerne diese Form. Dabei handelt es sich nämlich um ein sehr vielseitig einsetzbares Schema, das gewissermaßen den kleinsten gemeinsamen Nenner darstellt. Es ist einfach zu merken und wenn Ihr es ein paar Mal im Einsatz oder bei Übungen angewandt habt wird es Euch in Fleisch und Blut übergehen. Die Rede ist vom L-A-D.

L wie LAGE: hier wird kurz und prägnant die Kernbotschaft vermittelt, was denn der Grund für unser Handeln ist. Das wird in den meisten Fällen die Schadenlage oder das Schadenereignis sein. Im Grunde kann aber jede Situation, die die Befehlsausgabe veranlasst, hier genannt werden.

Ein paar Beispiele:


  • „Zur Lage: Mutter vermisst seit etwa 10 Minuten Kind, weiblich, 8 Jahre. Letzter Kontakt war im Ostbereich der Liegewiese, ufernah. Ich habe die Absicht…“

  • „Wir führen heute wieder den Wachdienst am A-See durch, wir rechnen mit ca. 300 Badegästen. Daher beabsichtige ich …“

  • „Heute üben wir den Einsatz des CombiCarriers zur schonenden Rettung aus schultertiefem Wasser. Meine Absicht ist es …“

  • „Lage: seit 10 Tagen starke Regenfälle mit Ausuferungen im Landkreis bis Meldestufe 4. Weite Teile B-Dorf überflutet. Absicht der EAL Wasserrettung ist es…“

In diesen Fällen ist stets klar, was der Auftrag der befehlsgebenden Stelle in der jeweiligen Situation ist. Vermisstensuche, Bekämpfung des Ertrinkungstodes, Übungsdienst, Sicherstellung des Wasserrettungsdienstes. Ich bewerte daher die im Anschluss beschriebene eigene Absicht als relevanter für eine Befehlsausgabe in diesen Führungsebenen. Sollte dennoch nicht ganz klar sein, was der entsprechende Auftrag ist, muss dieser zwischen Lage und Absicht noch angesprochen werden.

A wie ABSICHT: Die Absicht ist grundsätzlich gleichzusetzen mit dem gefassten Entschluss der Lagebeurteilung. Dieser ist uns auch in den anderen Schemata schon begegenet. Die eigene Absicht ist einfach essenziell für die Umsetzung der Auftragstaktik. Nur wenn die nachgeordnete Ebene versteht, wie wir unseren Einsatzauftrag zu bewältigen versuchen, können sie auch in unserem Interesse handeln. Kennen sie diese nicht, werden sie zwar den erhaltenen Auftrag nach bestem Wissen und Gewissen erledigen. Das funktioniert jedoch nur solange, wie unser Lagebild, das wir bei der Befehlsgebung hatten, der Lage vor Ort entspricht. Entsteht eine Differenz, wird die Auftragserfüllung entweder durch Nachfragen verzögert oder nicht in unserem Interesse durchgeführt. Wenn Ihr mehr über das Thema herausfinden möchtet, empfehle ich Euch meine Beiträge zur Auftragsauswertung und der Lagebeurteilung.

D wie DURCHFÜHRUNG: bei der Durchführung werden schließlich die Einzelaufträge verteilt. Hier wird wie zuvor beschrieben jeder nachgeordneten Komponente vermittelt, mit welchem Auftrag sie zur Erfüllung der eigenen Absicht beiträgt.


Der Einzelauftrag

Das von den Dienstvorschriften ursprünglich beabsichtigte Schema soll nicht unter den Tisch gekehrt werden. Für das Erteilen eines Auftrages finde ich es sogar sehr zielführend, sofern es in eines der zuvor genannten Schemata eingebunden ist. Mit anderen Worten: genau diese Form solltet Ihr für die Einzelaufträge verwenden. Dabei werden mindestens Einheit und Auftrag genannt und Auflagen bei Bedarf in Form von Ziel, Mittel und Weg ergänzt. Auch Vorbefehle können auf diese Weise gegeben werden.

Zum Thema Vorbefehle: ja, mit all den hier genannten Schemata können Befehlsausgaben etwas länger dauern, als einfach jeder Einheit direkt den Einzelauftrag zu erteilen. Vor allem, wenn man noch nicht die nötige Übung hat und das Geben eines so strukturierten Befehls viele kognitive Ressourcen bindet. Nutzt dazu die Möglichkeit der Vorbefehle. Besonders für die Chaosphase bis die erste strukturierte Befehlsausgabe gegeben wird, bietet sich diese Methode an. So kann die Mannschaft bereits arbeiten, während die Führungskraft erkundet, die Lage beurteilt, sich mit der übergeordneten Führung abstimmt und sich für die Ausgabe des Befehls sammelt. Beispiele für solche Vorbefehle sind das Ausrüsten mit PSA, Vorbereitung oder Durchführung des Slippens, Betreuung/Befragung von Angehörigen oder eine Erstversorgung. Hier kommt es auf die erste Einschätzung der Lage an.

Zuletzt möchte ich noch das sogenannte Kommando ansprechen. Dabei handelt es sich um einen Befehl in Kurzform, bei dem das befohlene Handeln im Voraus festgelegt ist. Dies kann bereits in der Ausbildung erfolgt sein oder erst für den jeweiligen Einsatz festgelegt werden.

Klassische Beispiele dafür sind


  • Das Kommando „Absitzen!“, welches mit dem Verlassen des Fahrzeuges und dem Antreten auf der verkehrsabgewandten Seite erwidert wird

  • Ein Rückzugskommando bei Gefahr, bei dem auf ein Warnsignal sofort die Arbeit eingestellt, auf die Fahrzeuge aufgesessen und zu einem festgelegten Sammelpunkt verlegt wird

  • Der Pfiff beim Wasserretter, auf den per Handzeichen zu erwidern ist, ob alles in Ordnung ist

  • Generell festgelegte Handzeichen wie „sammeln!“, „Unterführer zu mir!“, „Knoten festmachen!“ oder „Marsch!“

Haltet Euch das Kommando als Sonderform des Befehls im Hinterkopf und überlegt bereits im Übungsdienst, ob es vielleicht Sinn ergibt, bestimmte Handlungsabläufe als Kommando festzulegen.


Fazit

Übt die Befehlsausgabe! Egal ob per Funk, als Vortrag, an einer Lagekarte, ohne Hilfsmittel, als Einzelbefehl, als Gesamtbefehl, nach diesem oder jedem Schema, übt, übt, übt! Je sicherer Ihr in diesen Abläufen seid, desto souveräner wirkt Ihr im Einsatz. Ein sauber gegebener Befehl im Einsatz ist ein rares Gut. Ich persönlich freue mich immer, wenn ich einen solchen erhalte und nicht ein wirres Aneinanderreihen von Erkenntnissen aus der Erkundung und Arbeitsaufträgen. Daher stelle ich auch genau diesen Anspruch an mich. Ich würde mich freuen, wenn Ihr das nun auch versucht und Euch mein Beitrag dabei hilft.

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