Wie ich meine Ausrüstung für die Arbeit als Einsatzleiter zusammenstelle
Die meisten von Euch werden es kennen: man ist unterwegs – egal ob Übung, Einsatz oder privat – braucht einen ganz bestimmten Gegenstand und denkt sich: „Ah, das hab ich! Aber Zuhause...“
… oder am Gerätehaus oder im Auto. Jedenfalls nicht da, wo man es eben gerade braucht.
Auch mir ist das schon oft passiert. Und ich hasse es! Daher bin ich auch fest davon überzeugt: alle Gedanken, die man sich im Voraus macht und alles Material, welches mir die Arbeit draußen erleichtert, schaffen mir während des Einsatzes Kapazitäten, die ich im Endeffekt für den Führungsprozess zur Verfügung habe.
Aber was nehme ich nun alles mit? Wo fängt man an und wo hört man auf? Im folgenden Artikel erfahrt Ihr, was ich persönlich dabeihabe, um mir die Arbeit als Einsatzleiter Wasserrettung und technischer Leiter zu erleichtern. Außerdem gehe ich natürlich darauf ein, was ich mir beim Zusammenstellen gedacht habe.
Grundsätzliches
Grundlegend unterscheidet man in der Führungskunde zwischen dem Führungsprozess, also der Arbeitsweise wie die Führungskraft ihren Führungsauftrag wahrnimmt, der Führungsordnung, sozusagen wie bestimmte Führungen räumlich und strukturell im Einsatz gebildet werden und den Führungsmitteln. Letzteres soll die beiden erstgenannten unterstützen und es der Führungskraft möglichst einfach oder erst möglich machen, ihren Auftrag zu erfüllen. Dabei unterscheiden wir Mittel zur Informationsgewinnung, Informationsübermittlung und Informationsverarbeitung. Allen drei Kategorien kommt ein relevanter Stellenwert zu und sollten beim Zusammenstellen eines Ausstattungssatzes berücksichtigt werden.
Das Transportmittel
Ob Tragetasche, Rucksack oder Alditüte – irgendwie muss das ganze Zeug von A nach B kommen. Wer weiß, wie Einsatzleiter Wasserrettung konzeptionell arbeiten, wird verstehen, dass ein bestimmter Ansatz hier erst Mal nicht behandelt wird: nämlich ein komplett ausgebauter Kommandowagen oder ELW, wo jeder Kugelschreiber seinen Platz in einer Schublade hat. Oft findet man dieses Konzept bei Zugtrupps wieder, die generell meist vom Auto aus in der rückwärtigen Einsatzleitung arbeiten. Einsatzleiter arbeiten oft mit Privat-KFZ (zum Beispiel ELWR oder Kreis-/ Stadtbrandmeister) oder besetzen aus einem Personalpool einen KdoW, der entweder abwechselnd besetzt wird oder im Einsatzfall von einem Gerätehaus ausrückt (zum Beispiel ELRD oder Feuerwehrkommandanten). In beiden Fällen arbeiten die Führungskräfte meist ganz unterschiedlich und es ist sinnvoll, dass jeder seinen persönlichen Ausrüstungssatz hat. Den kann man dann auch im Privat-KFZ mitnehmen oder während der Bereitschaft in den KdoW packen. Da ist es sinnvoll, die Ausrüstung auf eine kompakte, noch gut tragbare Tasche oder ähnliches zu reduzieren.
Ich nutze für genau diesen Zweck eine Einsatztasche, wie man sie auch von der Polizei kennt (Link) . Die Form eignet sich ideal für das modulare Konzept, das ich anwende, und kann noch relativ leicht mitgenommen werden. Das Hauptfach mit den Trennstegen ermöglicht ein übersichtliches Einräumen, sodass auf einen Blick alles ersichtlich ist. In der Regel habe ich die Tasche in meinem Privat-KFZ. Wenn ich Einsatzfahrzeuge nutze, nehme ich sie dann einfach mit. Auch wenn ich im Einsatzfall oder bei Übungen als Gruppenführer oder Einsatzkraft Teil einer Mannschaft bin, packe ich die Tasche in der Regel mit aufs Fahrzeug.
Wie angesprochen habe ich mir über die Zeit ein modulares System angeeignet, bei dem bestimmte Bestandteile immer in der Tasche sind und manche optional ergänzt werden können.
Basis-Setup
Organizer: Immer in der Tasche ist natürlich mein Pax-Organizer (Link). Für mich ist eine solche Mappe inklusive des Klemmbrettes eines der wichtigsten Führungsmittel für Gruppenführer und Einsatzleiter. Darin befinden sich dann wichtige vorhandene Informationen wie Alarmpläne, (Gewässer-)Karten, Funkatlas, sowie Mittel zur Informationsverarbeitung zu beschaffender/einlaufender Informationen wie Meldebögen, Teilnehmerlisten für Übungen oder Unterlagen zur Einsatzdokumentation. Ich nutze Pax, alternativ gibt es auch günstigere Anbieter wie TeeU oder AeroCase. Wie genau mein Organizer aufgebaut ist, erfahrt Ihr in einem anderen Beitrag.
Schreibmaterial: In meinem Organizer habe ich nur das wichtigste an Schreibmaterial. Der Übersichtlichkeit halber habe ich zusätzlich einem Maxpedition Pocket Organizer (Link). Darin befinden sich verschiedenste Schreibutensilien, die ich auch an anderer Stelle noch vorstellen werde.
Ergänzt werden Organizer und "Federmäppchen" noch durch eine Kartentasche von Rescue-Tec (Link) mit DIN-A3-Karten des Landkreises und wasserfesten Folienstiften.
Pi-Päckchen: ich glaube nicht, dass dieser Begriff außerhalb der Bundeswehr geläufig ist. Das Prinzip ist aber sicher dem ein oder anderen bekannt, am ehesten in Richtung EDC-Kit o.ä. Es geht um einen weiteren Maxpedition Organizer (Link) mit allen möglichen Kleinigkeiten, die man außer Haus so brauchen könnte: Teppichmesser, Panzertape auf einer alten Scheckkarte, Draht, Schnur, Alkoholpads, Feuerzeug, Knicklichter, eine Petzl e+lite Stirnlampe (absolute Kaufempfehlung was Leistung/Packmaß angeht), Kabelbinder und einen Kompass. In der Regel wird das ganze noch durch ein Leatherman Wave ergänzt, das ich am Gürtel meiner Einsatzhose trage. In der Außentasche, in der sich dieser Organizer befindet, habe ich dann noch ein paar mehr längere Kabelbinder.
Markierung: In einer weiteren Außentasche befindet sich Markierungsspray, ein Meterstab (/Zollstock) sowie Markierungsspray und Kreide. Hat man es erst mal auf dem Schirm, bieten sich zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten: Kennzeichnung von Suchabschnitten, Einteilung von Bereitstellungsräumen, Skizzieren des Einsatzraumes für eine Lagebesprechung oder Befehlsausgabe (ein sogenannter "Geländesandkasten" also), Nummerierung von Einbruchstellen bei Eisunfällen, Kennzeichnungen an zu durchsuchenden Häusern im Hochwassereinsatz, etc.
Waschzeug: ich finde es immer praktisch, die nötigsten Hygieneartikel griffbereit zu haben. Darunter fällt ein kleines Täschchen mit Zahnbürste und -pasta, Duschgel, Deoroller und Handcreme. Im Sommer kommt dann noch Sonnencreme, im Winter Lippenbalsam dazu. Und was auch auf keinen Fall fehlen darf: Oropax! Ich habe die Tasche in der Regel auch im KatS-Einsatz dabei und da ist das Paar in dieser Tasche eine vernünftige Rückfallebene. Zudem habe ich in einer weiteren Innentasche mehrere Päckchen Papiertaschentücher und Feuchttücher für die schnelle Katzenwäsche. Dazu kommt eine Flasche Händedesinfektionsmittel die ich für den originären Zweck, überwiegend aber zum Entfernen von Permanentmarkern auf Folien und Karten nutze.
HRT: bei uns haben Einsatzleiter Wasserrettung ein eigenes HRT mit personenbezogenem Funkrufnamen. Wir nutzen Sepura, dazu habe ich einen Sepura Handapparat mit Funktionstasten für lauter, leiser, Sprechwunsch und Notfall. Ohrhörer nutze ich in der Regel nicht, da es mich bei der Arbeit als EL WR meist irritiert. Vorteil ist jedoch, dass es bei paralleler Verwendung eines Fahrzeugfunkgerätes keine Rückkopplung gibt und man nicht das Gerät bedienen muss, wenn man zB bei Lagebesprechungen nicht durch den Funk gestört werden möchte. Beim Leiten von Übungen kommt dazu, dass die Übungsteilnehmer nicht die Gruppe der Übungsleitung mithören können, wenn man als Beobachter daneben steht.
Kennzeichnungsweste: zuletzt habe ich immer meine gelbe Funktionsweste dabei. Die Wasserwacht nutzt hier meist ein Modell, dessen Hersteller mit nicht bekannt ist. Denkbar wäre auch Pax oder Pacotex, Hauptsache es gibt genug Platz für zwei Handfunkgeräte und Schreibmaterial.
Die optionalen Module
Einsatzkleidung: Wenn ich die Tasche in meinem privaten Auto herumkutschiere, ist meist ein Modul das wichtigste: ein Maxpedition Packing Cube (Link) mit meinem Einsatzoverall. So muss ich schonmal nicht extra Einsatzkleidung mitführen, um unterwegs auf Alarme reagieren zu können. Rücke ich mit der SEG aus, habe ich zwar Einsatzkleidung an der Rettungswache, wenn ich jedoch als EL gebraucht werde, fällt diese Option flach! Im Deckelfach dieses Moduls habe ich zudem eine einfache gelbe Kennzeichnungsweste mit der Aufschrift Einsatzleiter Wasserrettung. So kann ich sie in Verbindung mit dem HRT auch einfach in den Rucksack schmeißen, wenn ich zum Beispiel mit dem Fahrrad, dem THW oder Freunden unterwegs bin, ohne die ganze EL-Tasche mitschleppen zu müssen.
Wechselkleidung: Einen zweiten Maxpedition Packing Cube habe ich mit Wechselkleidung gepackt. Darin sind drei Unterhosen, drei Paar Socken, drei Wechselshirts und eine Wechsel-Einsatzhose. Gedacht ist dieses Modul besonders für Katastrophenlagen. Meist befindet es sich griffbereit in einer Schublade zuhause, wenn sich ein Katastrophenalarm oder eine mehrtägige Übung ankündigt, wandert sie dann von dort in die Einsatztasche oder in den Drybag mit Schlafsack und co. Pro-Tip für dieses Modul: im Deckelfach eine kleine Stofftasche packen – für die benutzte Wäsche.
Denkbar wären auch zusätzliche Module in diesem Format. In unserer SEG haben wir zum Beispiel die liebevoll von uns als „Turnsackerl“ bezeichneten Taschen, in denen mindestens ein Handtuch, eine Badeshort und ein Satz Wechselunterwäsche mitgeführt werden. Komprimiert auf einen der angesprochenen Packing Cubes lässt sich so auch diese Ausrüstung mitführen, zum Beispiel anstatt der Wechselkleidung für 3-5 Tage.
Mehr Schreibzeug: In einer Fischer-Box habe ich zusätzliche Büroausstattung. Die kommt gelegen, wenn es um Stabsarbeit oder Tätigkeit in einer rückwärtigen Einsatzführung geht. Aber auch bei Ausbildertätigkeiten im Lehrsaal habe ich die Box meistens dabei. Ersatz Flipchart-Marker, kleiner Tacker, Mauli-Klammern, kleine und große Büroklammern, Heftstreifen, Tesafilm und Magnete stehen so parat, wenn die Moderationskoffer an den Lehrstätten schon ausgebeutet sind. Pro-Tip für dieses Modul: Flipchart-Marker mit Keilspitze. Wie oft habe ich in Lehrsälen schon ausschließlich Marker mit Rundspitzen gefunden und damit sieht die Schrift einfach viel unprofessioneller aus. Wenn ich generell viel mit Flipcharts arbeite habe ich eine große Mappe von Neuland dabei, in der sich vor allem No.One und BigOne befinden.
Regenkleidung: als letztes möchte ich noch etwas ansprechen, was sich einen Großteil der Zeit in der Tasche befindet. Nämlich die Nässeschutzbekleidung, bei der Wasserwacht meines Wissens nach bekannt als Regenjacke und -hose leicht. Ob als Einsatzleiter, Bootsführer oder Leinenführer. Schlechtem Wetter ungeschützt ausgesetzt zu sein mindert sowohl den Einsatzwert als auch die Moral. Daher habe ich zumindest die Jacke fast immer dabei, ganz nach dem Motto „man weiß ja nie“.
Systemkamera: viele Übungen und Ausbildungen eignen sich hervorragend für tolle Bilder zur Öffentlichkeitsarbeit. Vor allem, wenn man geeignete Kameraausrüstung besitzt und die Basics beherrscht, wie man damit richtig umgeht. Daher – und weil ich selbst Spaß daran habe – habe ich den Camera Cube von WANDRD (Link) , der sowohl in meinen Duffel-Backpack derselben Marke, als auch in meine Einsatztasche passt. Darin befinden sich eine Sony alpha6000 mit Zoomobjektiv und zwei Festbrennweiten für Weitwinkel und Portrait. Außerdem ein Joby Gorillapod als Stativersatz und ein Filter für Langzeitbelichtungsaufnahmen.
Tech Pouch: hierin habe ich alles was mit Technik zu tun hat. Powerbank, diverse USB-Kabel, Netzteil für USB, Adapter für Zigarettenanzünder, Ersatzakku und -antenne für das HRT, Presenter für Powerpoint, HDMI Adapter für Kabel und drahtlos, USB-Stick, SD-Karte, Ersatzspitzen für meinen Surface Pen, AUX-Kabel. Wenn ich zudem mein Surface Book dabei habe, packe ich noch das Netzteil und eine Maus dazu. Als Tasche nutze ich die Tech Pouch von Peak Design (Link).
Ein weiterer Vorteil dieser vorgepackten Module ist, dass sich mit wenigen Handgriffen Platz in der Tasche schaffen lässt, der sich für beliebiges anderes Material nutzen lässt. Sei es Fachliteratur oder Unterlagen für eine Ausbildung, Übungs-, Ausbildungs- oder Darstellungsmaterial, Laptop oder was auch immer Ihr für die Erfüllung des Auftrages für nötig haltet. Praktisch ist für diesen Fall auch ein oder zwei ungenutzte Packtaschen vorzuhalten.
Eins muss ich allerdings zugeben: das ist ein Haufen Zeugs, von dem ich meistens viel zu viel dabeihabe. Daher komme ich bei Tätigkeiten als Übungsleiter oder Ausbilder meist neben meiner Einsatztasche noch mit einem zusätzlichen Rucksack an. Und deshalb kommt auch hier der immerwährende Führungsprozess zum Tragen: Planung – Durchführung – Kontrolle. Nach jeder Veranstaltung frage ich mich, was ich zu viel dabei hatte, was ich vielleicht noch hätte brauchen können und wie ich die vorhandenen Ressourcen besser hätte nutzen können. Und genauso solltet Ihr es auch machen. Nutzt meinen Beitrag als Impuls und macht Euch einschlägig Gedanken was für Euch persönlich Sinn ergibt. Und dann teilt es mit unserer Community!
Danke fürs Lesen, ich freue mich auf Eure Kommentare.
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