In diesem Beitrag geht es darum, wie Ihr das Thema Befehlsgebung im Einsatz anhand eines kurzen Videoausschnittes vermitteln könnt. Nebenbei gebe ich Euch einige Hilfestellungen für das Erstellen einer eigenen Ausbildungseinheit mithilfe einer Videobesprechung.
Im letzten Beitrag habe ich verschiedene Alternativen zur klassischen Onlineschulung mit PowerPoint beschrieben. Eine davon war die Foto- oder Videoanalyse. Für all diejenigen, denen zum Ausarbeiten einer solchen Fortbildung Zeit, Erfahrung, Ideen oder Muse fehlt, habe ich eine vorbereitete Unterrichtseinheit zusammengebastelt.
Die Auswahl des Videoausschnittes
Als Grundlage dient ein Teil des Imagefilms des Institutes des Feuerwehr Nordrhein-Westfalen (YouTube, 00:00-02:40). Hier wird ein Einsatzleiter der Feuerwehr gezeigt, wie er die Anfangsphase eines Wohnungsbrandes bewältigt.
Das Video eignet sich aus meiner Sicht sehr gut, weil es qualitativ hochwertig ist, man alle Dialoge versteht und nahezu der idealtypische Ablauf eines solchen Einsatzszenarios gezeigt wird. So kann man sich vollends auf das in der Fortbildung behandelte Thema konzentrieren. Diese Punkte würde ich Euch generell ans Herz legen, wenn es um das Finden von geeignetem Material geht.
Die zum Erarbeiten der Themen relevanten Ausschnitte sollten klar verständlich und nicht zu schnell geschnitten sein, sodass die TeilnehmerInnen auch alle wichtigen Informationen erfassen können. Ist dies nicht ausreichend sichergestellt, solltet Ihr Hilfestellungen geben. Das kann in Form einer fiktiven Rahmenlage passieren oder indem Ihr im Vorfeld Hinweise gebt, worauf die Aufmerksamkeit besonders zu richten ist. In diesem Beispiel habe ich als Hilfestellung ein Transkript des Videos erstellt, in dem nochmal alles nachgelesen werden kann. So Müssen die TeilnehmerInnen das Video nicht etliche Male ansehen, um die Arbeitsaufträge adäquat bearbeiten zu können. Außerdem kann eingangs angesprochen werden, dass besonders auf Kommunikation und Befehlsgebung zu achten ist.
Neben dem Themenfeld Befehlsgebung würde sich der Ausschnitt auch für andere Bereiche anbieten, zum Beispiel die Lagefeststellung oder die Ordnung des Raumes. Befehlsgebung eignet sich hier besonders, da ein Großteil des gewählten Ausschnittes diesen Teil des Führungsvorganges beinhaltet. Ihr solltet also auch darauf achten, dass nicht allzu viel drumherum gezeigt wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die TeilnehmerInnen verwirrt werden oder nicht erkennen, worauf die Ausbildung hinauslaufen soll. In der Regel müsst Ihr Euch auf einen bestimmten Ausschnitt beschränken und gegebenenfalls Teile überspringen. Es macht wenig Sinn, eine 30-minütige Dokumentation als Grundlage zu nehmen. Ich würde die Obergrenze bei maximal 5 Minuten setzen. Gibt das Video dennoch mehr her, solltet Ihr die Ausbildung in Abschnitte teilen und verschiedene Teilaspekte behandeln.
Weitet ruhig Euren Blick bei der Suche nach geeignetem Material. Auch wenn hier ein Feuerwehrbeispiel gezeigt wird, können andere Hilfsorganisationen damit arbeiten. Die Dienstvorschriften zur Führung im Einsatz unterscheiden sich grundsätzlich nicht großartig und der Führungsvorgang ist überall gleich aufgebaut. So erhalten Eure Mitglieder Einblicke in andere Organisationen und können Ihren Horizont erweitern. Wichtig ist, dass Ihr immer einen Bezug zu Eurer Organisation herstellt und das Gezeigte mit Beispielen dazu untermauert.
Wie Ihr die Ausbildung dann methodisch aufbereitet liegt ganz bei Euch. Ich nutze für solche Onlinefortbildungen gerne Arbeitsblätter, mit denen die TeilnehmerInnen parallel digital arbeiten können. Auch für diese Unterrichtseinheit habe ich solche Dokumente vorbereitet und die Arbeitsaufträge entsprechend der Lernziele formuliert. Nimmt ein Großteil Eurer Gliederung mit dem Handy an Onlineterminen teil, sind solche Ausbildungsunterlagen allerdings unzweckmäßig. Dann müsst Ihr Euch auf ein Lehrgespräch mit Visualisierung beschränken, beziehungsweise den TeilnehmerInnen die Mitarbeit auch ohne Hilfsmittel ermöglichen.
Der Ablauf
Folgende Abschnitte nutze ich zum Erarbeiten des Themas:
Einstieg: zu Beginn der Ausbildung wird eine einfache, allgemein gehaltene Fragestellung formuliert, bevor das Video zum ersten Mal angesehen wird. Die TeilnehmerInnen sollen sich möglichst schnell in das Thema einfinden. Zudem kann ich als Ausbilder mit einer offenen Fragestellung zu Beginn den Wissensstand der Lerngruppe abrufen. Hier soll die Lerngruppe zunächst nur Beobachten und positive sowie negative Punkte hinsichtlich der Kommunikation im Einsatz notieren.
Natürlich gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, einen methodischen Einstieg zu gestalten. Ihr könnt auch mit einem Quiz starten oder ein komplett anderes Video ansehen, welches ein Negativbeispiel zeigt.
Behandlung der Kernthemen: In diesem Fall ist es das Erarbeiten verschiedener Schemata zur Befehlsgebung. Hier kommt es ganz auf die Lernziele und Eure Kreativität an. Wie schon angesprochen könnt Ihr verschiedene Videoausschnitte für verschiedene Teilbereiche einer Thematik behandeln. In meinem Beispiel wird alles mit dem selben Ausschnitt erarbeitet. Zuerst wird ein Arbeitsauftrag an die gesamte Gruppe verteilt, die zweite Aufgabe wird in mehrere Gruppen aufgeteilt. Zu diesem Zeitpunkt sollte durch die vorhergehenden Ausbildungsabschnitte die Atmosphäre schon soweit gelockert sein, dass die Lerngruppe rege mitarbeitet. Dennoch solltet Ihr im Hinterkopf behalten, dass bei Onlineschulungen die Hemmschwelle, einen Beitrag zu liefern, oft höher ist als im Lehrsaal. Besonders TeilnehmerInnen, die noch nicht viele Erfahrungen mit dieser Art der Kommunikation haben, haben Hemmungen, sich am Lehrgespräch zu beteiligen. Hier hilft es, wenn man versucht, im Einstieg alle mindestens einmal zu Wort kommen zu lassen, um die erste Barriere abzubauen.
Bei der Besprechung der Gruppenarbeiten ist es wichtig, dass der Ausbilder oder die Ausbilderin mit den Arbeitsergebnissen arbeitet, sie zusammenfasst und für den Rest der Ausbildungsgruppe aufbereitet. Stellt ein/e TeilnehmerIn die Ergebnisse der Gruppe vor, hat man als AusbilderIn kurz keine Kontrolle über die vermittelten Inhalte. Da ist es praktisch, wenn man beabsichtigte Erkenntnisse aus den einzelnen Gruppen nochmal als Präsentation zusammenfasst, das Gesagte ergänzt und aufkommende Fragen der Lerngruppe klärt. Achtet aber darauf, bereits gesagtes nicht ständig zu wiederholen.
Transfer: als Abschluss dieser Ausbildungseinheit soll die Lerngruppe unter Beweis stellen, dass sie das vermittelte Wissen auch anwenden kann. Was in diesem Abschnitt heraus kommt, sollen die TeilnehemerInnen mit nach Hause nehmen. Für meine Ausbildungseinheit ist das die Erkenntnis: den perfekten Befehl gibt es nicht. Die Gliederung muss angepasst werden an Lage, Empfänger und Zeitpunkt. Ob das Lernziel erfüllt ist stelle ich fest, indem ich die Folgerungen aus den vorherigen Arbeitsaufträgen einfordere.
Eine solche Transferaufgabe soll nicht nur mir als Ausbilder den Lernerfolg der Gruppe versichern, er soll auch den TeilnehmerInnen nochmal die Relevanz der Thematik aufzeigen. Neben dem Anfang der Ausbildung hat auch der Abschluss eine ganz besondere Rolle in der Wahrnehmung der TeilnehmerInnen (siehe Primacy- und Recency-Effekt, u.a. in T. Gilovich et al.: Heuristics and Biases).
Die Unterlagen
Obendrauf gibt es von mir noch ein paar Dokumente, mit denen Ihr Eure Ausbildung vorbereiten könnt (Download im Anschluss). Vorweg sei noch gesagt, dass diese Unterlagen entsprechend meinem Lehrstil gestaltet sind. Ob sie in dieser Form für Euch geeignet sind, müsst Ihr selbst beurteilen. Bereitet die Ausbildung daher gründlich genug vor und passt die Unterlagen an Euch als Ausbilder sowie Eure Lerngruppe an.
Lehrskizze
Sie dient als Übersicht und roter Faden für die gesamte Ausbildung. Die Ausbildungsabschnitte sind chronologisch aufgeführt und mit Informationen zu den einzelnen Feinzielen, Zeitansätzen, Inhalten, Methoden und Lehrmitteln versehen. Sie dient Euch also im Schwerpunkt für die organisatorische Planung und Ablaufplanung eurer Ausbildung.
Arbeitsblatt
Das Arbeitsblatt enthält die einzelnen Arbeitsaufträge und bietet Platz für das Eintragen der Ergebnisse. Verteilt es zu Beginn der Ausbildung an die Lerngruppe und sprecht an, dass die Aufträge auf Anweisung des Ausbildungspersonals zu bearbeiten sind. Davor müsst Ihr es natürlich noch anpassen, wenn Ihr den Ablauf abändert und beispielsweise andere Schwerpunkte abbilden möchtet.
Lösungen
Für Euch als Ausbilder gibt es das Arbeitsblatt mit vorgefertigten Lösungen. Sie dienen als Anhalt für die inhaltliche Gestaltung der Ausbildungseinheit. Arbeitet Euch zuvor ausreichend ein und passt die Lösungsvorschläge für Eure Ausbildung an. Bei allen Arbeitsaufträgen müsst Ihr mit den Arbeitsergebnissen der TeilnehemerInnen arbeiten. Da bringt es nichts, einfach eine "Musterlösung" vorzulesen. Greift die Vorschläge der Lerngruppe auf und nutzt sie, die einzelnen Themenbereiche zu erarbeiten. Dazu ist es aber wirklich wichtig, dass Ihr Euch bereits im Voraus darüber im klaren seid, wo die Reise hingehen soll und was Ihr in den einzelnen Abschnitten erzielen wollt.
Besonders für diese Ausbildungseinheit bietet es sich demnach an, nochmal meinen Beitrag zum Thema Befehlsgebung sowie Eure entsprechende DV-100 durchzulesen. Besonders die einzelnen Schemata solltet Ihr verinnerlicht haben und gegebenenfalls auch meine Taschenkarte dazu während der Ausbildung parat haben. Es spricht auch nichts dagegen, der Ausbildungsgruppe im Voraus Informationsmaterial zu den behandelten Themen zur Verfügung zu stellen. Die motivierten Mitglieder werden die Gelegenheit nutzen, sich zuvor noch ein wenig einzulesen.
Nutzt gerne meine Vorlagen für Eure Ausbildung. Fühlt Euch aber auch eingeladen, den Beitrag als Anregung anzusehen, selbst eine Onlineforbildung mithilfe einer Videobesprechung auszuarbeiten und durchzuführen. Das Internet bietet nahezu unendlich Möglichkeiten, Ihr müsst das Ganze nur in die richtige Richtung lenken und eine zielführende Ausbildung damit gestalten. So könnt Ihr nicht nur Eure Ausbildungsgruppe, sondern auch Euch als Ausbilder beüben.
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